Generalentwässerungsplan

Das Instrument für vorausschauendes Infrastrukturmanagement und aktiven Gewässerschutz

Die Ingenieur*innen aus Vermessung, Geodatenmanagement, Siedlungswasserwirtschaft und Kanalsanierung haben für die Gemeinde Hohenwart einen Generalentwässerungsplan für die Ortsteile Hohenwart, Klosterberg und Thierham aufgestellt. Es geht um den Erhalt des oft größten Vermögens, das eine Gemeinde besitzt: ihr Kanalnetz. Denn das muss einiges „schlucken“. Neben dem häuslichen Abwasser füllt auch Niederschlagswasser, das nicht versickern kann oder darf, in kleineren und größeren Mengen die Kanäle – und wird nach Passage von Regenentlastungsanlagen zur Kläranlage geleitet.

Das Problem

Gewässerschutz – Auswirkungen von Starkregenereignissen – Entwicklungspläne der Gemeinde - Erhaltung eines guten Bauzustandes – Fassungsvermögen von Kanälen und Kläranlage: alles hängt zusammen. Oft kennen Gemeinden einzelne Problemstellen, doch der Gesamtüberblick fehlt. Es resultieren unter Umständen Investitionen zur kurzfristigen Ursachenbeseitigung, die möglicherweise durch eine Gesamtbetrachtung an anderer Stelle effizienter eingesetzt werden könnten.

Anlass

Auslöser für die Aufstellung des GEP in Hohenwart waren mehrere Fragestellungen: Zum einen hatte eine Nachbargemeinde die Anfrage gestellt, ob eine Überleitung und Mitbehandlung des Schmutzwassers auf der Kläranlage Hohenwart möglich ist. Hierdurch würde das Mischwassersystem der Gemeinde belasten. Eine qualifizierte Aussage konnte aufgrund der fehlenden Schmutzfrachtberechnung nicht getroffen werden. Auch lagen nur lückenhafte Bestandspläne der Abwasseranlage vor.

Zum anderen steht in Hohenwart die vorgeschriebene Kanalnetzbefahrung an, die Wasserrechte von Kläranlage und Mischwasserbehandlung müssen zeitnah erneuert werden und die Erweiterung der Kläranlage wird notwendig. Nicht zuletzt braucht die Gemeinde Reserven in der Abwasserinfrastruktur, um die geplanten Entwicklungen im Gemeindegebiet realisieren zu können.

Der Generalentwässerungsplan (GEP)

Abhilfe schafft hier ein Generalentwässerungsplan oder auch Gesamtentwässerungsplan. Er betrachtet nicht nur einzelne „Problemfälle“ im Abwassernetz, sondern basiert auf einer ganzheitlichen Betrachtung des gesamten Einzugsgebietes der Kläranlage.

Er untersucht nicht nur den baulichen und hydraulischen Zustand der Kanäle und Sonderbauwerke wie Abwasserpumpwerke und Regenentlastungsanlagen. Er prüft außerdem notwendige Maßnahmen, damit sich die im Abwasser enthaltenen Stoffe nicht nachteilig auf Gewässer und Umwelt auswirken. Diese im Kanal über das Abwasser bewegten Stoffströme werden über eine Schmutzfrachtberechnung simuliert und optimiert. Diese Untersuchungen und deren Ergebnisse werden durch die Aufstellung qualifizierter Pläne zur Erhaltung und Entwicklung der Kanalinfrastruktur untermauert.

Vorteil: Die Gemeinde erhält einen vollständigen Überblick über notwendige Investitionen in das Kanalnetz, die nach objektiven Kriterien priorisiert sind. Und das nicht nur für die aktuelle Situation. Der GEP berücksichtigt geplante bauliche Entwicklungen der nächsten 20 Jahre und simuliert diese in den eingesetzten Berechnungsprogrammen.

Übersichtsplan Bearbeitungszonen

Das Netz in Hohenwart

  • 50 km Kanalnetz
  • 1.250 Kanalschächte
  • 4.950 EW60 Kläranlage
  • 4 Regenentlastungsanlagen, 2 Regenrückhalteanlagen (Gesamtspeichervolumen 2.025 m³)
  • 190 ha Einzugsgebietsgröße

Untersuchter Netzabschnitt

  • TVU: 29 km Hauptleitungen; 500 Kanalschächte
  • Hydrodynamische Kanalnetzberechnung: 20 km Hauptleitungen; 590 Kanalschächte

Die Schritte bei der Erarbeitung des GEP

  1. Vermessungstechnische Erfassung aller Kanäle und Sonderbauwerke
  2. Aufbau eines digitalen Abwasserkatasters im GIS-System der Gemeinde
  3. TV-Untersuchung sämtlicher Kanäle und Anschlussleitungen
  4. Ingenieurtechnische Zustandsklassifizierung der Kanäle
  5. Hydrodynamische Kanalnetzberechnung: Überstaunachweis für 3-jährliches Regenereignis zur Ermittlung des hydraulischen Sanierungsbedarfes der Kanäle
  6. Überflutungsprüfung für 20-jährliches Regenereignis für Ist-, Prognose- und Sanierungszustand
  7. Schmutzfrachtberechnung für Ist-, Prognose- und Sanierungszustand zur Ermittlung des Sanierungsbedarfes der Misch- und Regenwasserbehandlung im Hinblick auf den Gewässerschutz
  8. Gesamtheitliche langfristige Sanierungsplanung unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse inkl. Variantenvergleichen zur Ermittlung einer gesamtwirtschaftlichen Lösung
  9. Maßnahmenplanung zur Reduzierung des Überstaus und Sicherstellung des Schmutzfrachtrückhalts

Welche Vorteile hat eine Gemeinde durch einen Generalentwässerungsplan?

  • Effizienter, zielgerichteter Einsatz von Haushaltsmitteln durch vorausschauend geplante Sanierungsabschnitte
  • Gleichbleibend guter Netzzustand
  • Hochwertige / sichere Entsorgung
  • Verbesserung des Gewässerschutzes
  • Optimierung der Betriebskosten von Kanal und Kläranlage
  • Detaillierter und aktueller Überblick über den Zustand des Gesamtnetzes
  • Schutz vor Schäden bei Starkregenereignissen

Ergebnis

Dem Markt Hohenwart wurde ein Kanalnetz mit mittlerem Erhaltungszustand bescheinigt, der auch langfristig erhalten werden soll. Der festgestellte Überstau bei Starkregenereignissen kann durch gezielte Einzelbaumaßnahmen am Kanalnetz reduziert werden. Der Zubau eines Rückhaltebeckens kann daher etwas kleiner ausfallen.

Die Sanierung der noch vorhandenen Asbestzementrohre wird weitgehend in geschlossenen Verfahren mittels Reparaturverfahren erfolgen können. Das reduziert Kosten und mindert die Gesundheitsgefahren, die bei Ausbau und Entsorgung des schädlichen Materials anfallen würden.

Für die geplante Erweiterung der Kläranlage wurde die aufzunehmende Mischwassermenge aktuell berechnet. Die Nachbargemeinde kann die Abwasserüberleitung planen und reduziert insgesamt durch die interkommunale Zusammenarbeit die Gewässerbelastung sowie Betriebs- und Schlammentsorgungskosten.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bauverwaltung haben ein aktualisiertes Kanalkataster zur Verfügung und können Spartenanfragen schnell und korrekt beantworten.

Lageplan